Eingabe eines Geburtsdatums

Die Eingabe des Geburtsdatums ist eine häufig auftretende Komponente, da sie in fast allen Registrierungsvorgängen Relevanz hat und zusätzlich meist ein Pflichtfeld darstellt. Da es für diese Eingabe jedoch verschiedenste Designvariationen gibt, soll diese Mini-Fallstudie einen ersten Einblick in die Optimierung eines solchen Problems geben.

Projektübersicht

Rolle

Ministudie - Soloprojekt

Tools

-

Problemstellung

Unterschiedliche Eingabeformate für ein exaktes Datum bieten Vor- und Nachteile, nicht nur in Bezug auf ihre grundlegende Funktion, sondern auch in der Anwendung in responsiven Umgebungen (Desktop, Tablet, Mobile). Diese sollen in Kurzform betrachtet und getestet werden. Im folgenden Abschnitt sollen jedoch zunächst die gängigsten Eingabeformate veranschaulicht werden.

Da es sich hier um eine Ministudie handelt, sind einige Aspekte ggf. noch nicht wissenschaftlich korrekt ausgearbeitet. Hier geht es vorrangig um eine simple Betrachtung der gängigen Formate auf Basis der eigenen Wahrnehmung von Vor- und Nachteilen. 

Varianten

Anhand einiger Screenshots sollen im Folgenden die gängigen Varianten einer Datumseingabe präsentiert werden, um eine Übersicht über die Versuchsobjekte dieser Case Study zu erstellen. Es gilt jedoch anzumerken, dass bei Weitem nicht alle Variationen und Designalternativen dargestellt werden können. Deshalb beruht dieses Vorhaben hauptsächlich auf wenigen Versionen, die jedoch oftmals den Standard in Eingabemasken bilden.

Scrolling Date Picker

Die erste Variante ist der Scrolling Date Picker. Wie der Name bereits vermuten lässt, tippt man hier das Eingabefeld an und wählt die jeweiligen Daten (Monat, Tag, Jahr) mit entsprechenden Wischbewegungen als Scroll aus. Es gibt hier keine Möglichkeit für manuelle Zahleneingabe.

Dropdown

Beim Dropdown-Menü werden die einzelnen Eingabefelder jeweils angetippt und dann in einem sich öffnenden Menü ausgewählt. Es handelt sich im Grunde um eine leicht angepasste Version des Scrolling Date Pickers, denn auch bei dieser Version muss man durch die Menge der Auswahlmöglichkeiten im geöffneten Menü scrollen.

Dropdown & Nummernfeld

Bei der angepassten Version des Dropdown-Menüs werden nicht alle Einträge per Scrolling ausgewählt, sondern lediglich der Monat. Alle numerischen Eingaben erfolgen über eigene Nummernfelder, in denen die entsprechende Zahl einfach per Tastenfeld manuell eingegeben wird.

Einzelnes Nummernfeld

Diese Version der Eingabe beruht erstmal komplett auf manuelle Zahleneingabe, wodurch entsprechend auch der Monat mit seiner jeweiligen Monatszahl angegeben werden muss. Bei dieser Variante geschieht all das hintereinanderweg in einem einzelnen Nummernfeld. Ein kleiner Hinweis unter dem Feld gibt dabei an, in welcher Form das Datum eingegeben werden soll.

Mehrere Nummernfelder

Im Gegensatz zur vorherigen Variante verwendet diese Version einzelne Nummernfelder für jede Eingabe, um das Feld übersichtlicher und verständlicher zu machen. Trotz der einzelnen Eingabefelder besteht hier die Chance der Verwendung von Auto-Advance, also dem automatischen skippen zur nächsten Eingabe, wenn ein Feld erfolgreich ausgefüllt wurde. Dies erspart dem Nutzer das vereinzelte Antippen der Felder.

Kalenderform

Die Kalenderform ist ein völlig anderer Ansatz als die bisherigen Variationen. Diese Eingabemethode macht sich das typische Layout eines Kalenders zu Nutze und lässt den Nutzer auf ein exaktes Datum tippen, wie wenn man sich in einem Hängekalender etwas einträgt. Da es von der Kalenderform jedoch unendlich viele Designvariationen gibt, sollen hier lediglich zwei dieser Form als Beispiele gezeigt werden. In der Regel wählt der Nutzer am oberen Rand das Jahr und den Monat aus und tippt dann auf den entsprechenden Tag im Monat, welcher zumeist zusätzlich mit Wochentag und optional der Kalenderwoche betitelt ist.

Evaluationskriterien

  • Anzahl der Interaktionen
  • Fehleranfälligkeit
  • Responsive Übertragbarkeit

 

Die Anzahl der Interaktionen wird insofern gemessen, dass jeder Klick bzw. jede Berührung des Bildschirms als eine Interaktion gewertet wird. Das Scrollen wird dabei der Einfachheit halber bei den betroffenen Varianten als zwei Interaktion gewertet, weil im Normalfall mehr als nur eine Scrollbewegung notwendig ist. Die Notwendigkeit mehrfach zu scrollen, wird jedoch vermerkt und später diskutiert.

Bei der Fehleranfälligkeit geht es vorrangig darum, wie schnell bei der jeweiligen Eingabe Fehler gemacht und auch wieder behoben werden können. Ebenso relevant ist hier die Nachvollziehbarkeit der Eingabe (Ist verständlich, welche Zahl was aussagt?).

Schließlich soll die responsive Übertragbarkeit analysiert werden. Da manche Variationen beispielsweise speziell für die Nutzung auf Smartphones konzipiert wurden, ist fraglich, ob diese Variante ebenso auf einem Desktop mit Maus und Tastatur funktioniert. Ist dies nicht der Fall, würde hier ein erneutes Designproblem auftreten.

Durchführung

Scrolling Date Picker

  • Interaktionen
    • Tap – Scroll (Tag) – Scroll (Monat) – Scroll (Jahr) – Tap „Ok“
    • Scroll: 1-12 Interaktionen je nach Monat, 1-31 je nach Tag/Monat, 1 – 100 für das Jahr
    • Gesamt: 8 Interaktionen (2x Tap, 6x Scroll)
  • Fehleranfälligkeit
    • Je nach Scroll-System (statisch pro Eintrag oder fließend wie bei einem Glücksrad) können Zahlen versehentlich um eins verschoben werden
    • Diese Fehler sind jedoch schnell korrigierbar, weil Tag / Monat / Jahr unabhängig voneinander geändert werden können
    • Da man zum Korrigieren jedoch erneut scrollen muss, ist die Empfindlichkeit des Scrollens ein relevanter Faktor, der bei zu hoher Sensibilität ggf. zu erneuten Fehlern führen könnte
    • Wenn der Monat nur als Zahl, nicht als Wort, angegeben wird, dann gibt es hier ggf. Verständlichkeitsprobleme beim Format des Datums (bspw. amerikanisch vs. europäisch)
  • Responsive Übertragbarkeit
    • Theoretisch umsetzbar über Mouse-Dragging oder eine Scrollbar, ist jedoch vorrangig auf mobile Nutzung ausgelegt und daher nicht unmittelbar responsiv nutzbar
    • Die Steuerung über die Pfeiltasten der Tastatur ist auch denkbar, jedoch äußerst suboptimal was Nutzerfreundlichkeit angeht

Dropdown

  • Interaktionen
    • Tap (Monat) – Scroll – Tap (Tag) – Scroll – Tap (Jahr) – Scroll – Tap (Ok)
    • Gesamt: 10 Interaktionen (4x Tap, 6x Scroll)
  • Fehleranfälligkeit
    • Ähnliche Problematik wie beim Scrolling Date Picker
    • Vorteil: Einzelnes Feld ist korrigierbar, statt dass man versehentlich auch etwas an den anderen Eingaben verändert
    • Dafür wird jedoch auch mehr Interaktion benötigt
  • Responsive Übertragbarkeit
    • Wie beim Scrolling Date Picker theoretisch übertragbar, jedoch nicht nutzerfreundlich
    • Die Eingabeform am Desktop zu verändern würde inkonsistentes Design mit sich bringen

Dropdown & Nummernfeld

  • Interaktionen
    • Tap (Monat) – Scroll – Tap (Tag) – Eingabe Zahl – Tap (Jahr) – Eingabe Jahr – Tap (Ok)
    • Gesamt: 11 – 12 (Tag kann 1-2 Zahlen benötigen, Jahr normalerweise 4)
  • Fehleranfälligkeit
    • Gleiche Fehleranfälligkeiten wie bei den Varianten zu vor für die Eingabe des Monats als Text
    • Da Zahlen für Tag und Jahr nun manuell eingegeben werden, können hier Tippfehler entstehen
    • Diese sind jedoch einfach korrigierbar, weil für jede Eingabe ein einzelnes Eingabefeld vorhanden ist
  • Responsive Übertragbarkeit
    • Scrolling für den Monat ist erneut ein Problem für responsive Übertragung
    • Da diese Angabe jedoch hier die einzige Dropdown-Eingabe ist, lässt sich dies über eine einfache Liste der 12 Monate in einem Menü lösen, die kein Scrolling benötigen (alle 12 direkt anzeigen)
    • Sonstige Nummernfelder sind problemlos übertragbar, weil die Eingabe über die Nummernfelder einer Tastatur erfolgen kann

Einzelnes Nummernfeld

  • Interaktionen
    • Tap (Nummernfeld) – Eingabe (Monat) – Eingabe (Tag) – Eingabe (Jahr) – Tap (Ok)
    • Gesamt: 8 – 10 Interaktionen, wenn Auto-Advance automatisch die / setzt und so nur die Zahlen nacheinander eingegeben werden müssen
  • Fehleranfälligkeit
    • Das Auto-Advancing könnte hier verwirrend wirken, wenn das Feld automatisch den Schrägstrich setzt und weiterspringt
    • Besonders weniger technikaffine Menschen könnten ohne explizite Anweisungen in der Anwendung Probleme bekommen
    • Korrigierbarkeit quasi nicht vorhanden, da man alles bis zum Fehler hin löschen und korrigieren müsste
    • Erneutes potenzielles Problem mit dem Monat als Zahl
  • Responsive Übertragbarkeit
    • Sehr gut übertragbar, da die Zahlen schnell und ohne weitere Interaktionen hintereinanderweg eingetragen werden können
    • Es wird lediglich ein einziges numerisches Eingabefeld benötigt, was die Übertragung auf verschiedene Gerätetypen sehr einfach macht

Mehrere Nummernfelder

  • Interaktionen
    • Tap (Monat) – Eingabe Zahl – Tap (Tag) – Eingabe Zahl – Tap (Jahr) – Eingabe Zahl – Tap (Ok)
    • Gesamt: 10 – 12 Interaktionen je nach Monat (ein- oder zweistellig) und Tag (ein- oder zweistellig)
  • Fehleranfälligkeit
    • Die Probleme des Scrollings fallen weg, weil nur noch mit reiner Zahleneingabe gearbeitet wird
    • Bestehendes Problem des Vertippens bleibt, jedoch zeigt sich hier erneut gute Korrigierbarkeit durch die unabhängigen Zahlenfelder
    • Neues Problem: Umdenken des Monats in die jeweilige Zahl kann verwirrend sein
    • Lösungsansatz: Einen Tooltip einführen, der als kleiner Reminder die Monatsnamen mit den Zahlen anzeigt
  • Responsive Übertragbarkeit
    • Sehr gut übertragbar, weil einfache Zahleneingaben am Desktop kein Problem sind
    • Zusätzlicher Bonus: Mit Auto-Advance können Interaktionen gespart werden, indem das aktive Feld nach erfolgreicher Eingabe der Zahl direkt automatisch ins nächste Feld weiterspringt
    • Problem: Monat und Tag müssen immer zweistellig (bspw. 01 – Januar) angegeben werden, weil das Feld sonst nicht registriert, dass die Eingabe vollständig ist und gesprungen werden kann

Kalenderform

  • Interaktionen
    • Tap (Kalendericon) – Tap (Jahr) – Scroll oder Tap je nach Design – Tap (Monat) – Tap (Tag) – Tap (Okay)
    • Gesamt: Sehr schwer erfassbar, weil die Interaktionen stark vom grundlegenden Design des Kalenders abhängen (Wird das Jahr per Scroll, Tap oder Zahl gewählt?)
  • Fehleranfälligkeit
    • Ebenfalls abhängig vom Design, bei klaren Auswahlflächen für das Jahr und den Monat jedoch recht gering (Monat existiert als Wort, Jahr kann entsprechend einzeln festgelegt werden)
    • Da der jeweilige Monat dann auch mit entsprechender Anzahl der Tage und dem Wochentag angezeigt wird, ist die Auswahl dessen klarer
    • Kann jedoch durch die verschiedenen Variationen die es gibt ebenfalls auf den ersten Blick verwirrend wirken
  • Responsive Übertragbarkeit
    • Gut übertragbar, aber umständlich
    • Man kann einfach alles per Maus anklicken oder das Jahr, wenn möglich, per Zahlentasten eingeben
    • Jedoch deutlich komplexer als ein einfaches Zahlenfeld, bietet jedoch eine direkte Übersicht über den genauen Wochentag

Ergebnisse

  • Interaktionen
    • Scrolling Date Picker (8)
    • Dropdown (10)
    • Dropdown + Nummernfeld (11 – 12)
    • Einzelnes Nummernfeld (8 – 10)
    • Mehrere Nummernfelder (10 – 12)
    • Kalenderform (unterschiedlich)
  • Stärken
    • Einfache Zahlenfelder bieten die schnellste Eingabe und beste Korrekturmöglichkeit
    • Auto-Advancing kann Interaktionen sparen
    • Monat wäre auch als Dropdown Menü responsiv umsetzbar, um das Umdenken in eine Zahl zu vermeiden
  • Schwächen
    • Scrolling Interaktionen, besonders für das Jahr und den Tag, können oft länger dauern und je nach Scrollverhalten problematisch sein
    • Dropdown-Menüs für längere Listen (Tage und Jahre) sind nicht sinnvoll responsiv übertragbar
    • Ein einzelnes Zahlenfeld ist verwirrend im Hinblick auf die Datumsform (MM/DD/YYYY vs. DD/MM/YYYY) und die Korrekturmöglichkeit
    • Kalenderformen sind generell durch verschiedene Designvariationen schlecht für universelle Nutzung und können verwirren

Diskussion

Geht man von den reinen Interaktionen aus, dann wäre der Scrolling Date Picker oder die Variante mit Dropdown Menüs bei jeder Eingabe die optimale Option. Da Scrolling-Interaktionen jedoch auch viel mehr Interaktion benötigen können (bspw., wenn das Jahr weit zurückliegt) und zudem für eine responsive Desktopumsetzung ungeeignet sind, gilt es andere Varianten in Betracht zu ziehen.

Die Eingabe eines Datums in einzelne Zahlenfelder zeigt sich als effektivste und nutzerfreundlichste Variante: Sie benötigt zwar mehr Taps/Interaktion, lässt sich durch Labels des jeweiligen Feldes jedoch klar definieren, bietet die Möglichkeit einzelne Fehler zu korrigieren und ist auf jedes Gerät responsiv übertragbar. Zudem automatisieren Funktionen wie das Auto-Advance den Eingabeprozess und machen zusätzliche Taps oder das Bewegen der Maus zum nächsten Feld überflüssig.

Problematisch ist bei dieser Variante jedoch die Umwandlung von Monatsnamen in Zahlen. Durch Formatunterschiede in manchen Ländern kann es dabei passieren, dass der Tag und der Monat miteinander verwechselt werden und dadurch mehr Korrektur notwendig ist. Auch das allgemeine Umwandeln von Monat zu Zahl könnte für einige Menschen ein kognitives Problem sein, wenn dieser Vorgang nicht im Kopf verankert ist.

Lösen könnte man dieses Problem zweiermaßen: Ein Tooltip, welcher den Monat und die zugehörige Zahl als Tipp anzeigt, wenn das Zahlenfeld aktiviert wird, oder ein Dropdown-Menü mit den 12 Monaten statt einer Zahleneingabe. Ersteres könnte das Overlay überfluten und neue Verwirrung stiften, weshalb Lösung 2 besser und auch responsiv funktioniert. Dadurch, dass es nur exakt 12 Monate gibt und sich diese nicht ändern, funktioniert an dieser Stelle auch ein Dropdown Menü mit 12 Einträgen, welches im Normalfall auch kein Scrolling benötigen sollte. Alle 12 Monate direkt auswählbar anzuzeigen (per Tap oder per Maus) nimmt normalerweise nicht zu viel Platz weg.

Fazit

Das allgemein sinnvollste Design ist auf Basis dieser kurzen Fallstudie eine Kombination aus Dropdown (für den Monat) und mehrere Eingabefelder für Tag und Jahr, welche durch ein Label klar definiert werden. Dazu sollte Auto-Advance direkt zum nächsten Feld führen, um eine flüssige Nutzerinteraktion zu ermöglichen. Ist die Komponente ausschließlich für eine App konzipiert, die keine Desktop-Variante benötigt, dann wäre zwar noch immer die eben genannte Variante optimal, jedoch wäre auch eine Kalenderform denkbar. Diese muss jedoch so klar gestaltet sein, dass das Jahr, der Monat und der Tag auf den ersten Blick klar auswählbar sind. Der Vorteil eines solchen Kalenders sind die erweiterten Designmöglichkeiten, die besser an die Brand Identity angepasst werden können als ein simples Zahlenfeld. Auch hier ist jedoch zu beachten, dass die Nutzbarkeit und Einfachheit für den Nutzer Vorrang haben sollten, nicht die reine Gestaltung.